ms - oktober 2025

Urban Winemaking Cologne - Stadtwinzer in Aktion

Was ist Urban Winemaking?

Urban Winemaking gewinnt auch bei uns zunehmend an Bedeutung, inspiriert durch die Vorbildfunktion nordamerikanischer Städte, wo Urban Wineries bereits fester Bestandteil der Stadtkultur sind. Hierbei werden Trauben entweder im städtischen Raum angebaut oder extern bezogen und mitten in der Stadt verarbeitet, verkostet und direkt verkauft.

Hinterhof, Dachgarten oder Hausfassade

In Städten wie Köln entstehen inzwischen die ersten städtischen Weinkellereien, die den Produktionsprozess transparent machen und urbanes Lebensgefühl mit traditionellem Handwerk verbinden. Was in diesem Artikel aber etwas mehr beleuchtet werden soll, ist der urbane Weinanbau, bei dem auch kleine Räume genutzt werden, um Rebstöcke zu setzen. Hinterhof, Dachgarten oder Hausfassade, die Möglichkeiten sind gar nicht so begrenzt, wie es zunächst scheint. Pionier auf diesem Gebiet ist Thomas Eichert aus Köln.

Weinreben im Hinterhof einer Großstadt
Foto: Faruk Tokluoğlu

Älteste Weinrebe der Welt

In Köln soll schon vor Jahrhunderten mit einem Glas „vinum rubellum“ angestoßen worden sein. Wein hat die Stadtentwicklung über die Jahrhunderte begleitet. Urbaner Weinbau ist also eine Tradition, die in vielen Weinbaugebieten auf eine lange Geschichte zurückblickt. Fakt am Rande: Der 'Blaue Kölner', die älteste, noch Früchte tragende Weinrebe der Welt steht im slowenischen Maribor.

Wenn im Hinterhof noch Platz für ein Pflänzchen ist

Seit dem Jahr 2000 keltert Stadtwinzer Thomas Eichert Wein von Reben, die an der Hauswand seines Wohnhauses wachsen. Inspiriert wurde er damals von seinem italienischen Nachbarn, der eine schattige Pergola im Hinterhof mit Reben bepflanzt hatte – er selbst verfügte über eine voll belichtete Südwand. Der Erfolg war so groß, dass auch Nachbarn neugierig wurden und selbst Weinstöcke setzten. Gemeinsam beschäftigen sie sich seither intensiv mit dem Anbau von Trauben an Hauswänden und der Verarbeitung zu Wein im Keller. Thomas Eichert pflanzt auf Wunsch privater Hausbesitzer Weinreben im Stadtgebiet. Seither sind zahlreiche Reben an vielen verschiedenen Häusern gewachsen.

Weinreben an einer Hausfassade
Foto: fassadengruen.de

Weinanbau an Hausfassaden - geht das überhaupt?

Klar geht das - Planung ist alles. Das A und O für erfolgreichen Wein an der Hauswand ist der richtige Standort. Dabei geht es nicht nur um die Ausrichtung der Wand zur Sonne, sondern auch um das 'Terroir', also den Boden und seine Beschaffenheit sowie die Belüftung und die Befestigung der Reben. In städtischen „Steillagen“, z.B. an Straßen spielt auch die Verkehrssicherung eine große Rolle.

Die Pflege der Weinreben

Da jede Hauswand anders ist, erstellt der Stadtwinzer für jedes Objekt einen individuellen Wuchsplan mit passenden Befestigungsempfehlungen. Die Arbeit an der Rebe ist in der Stadt genauso gefragt wie im Weinberg. Über das Jahr verteilt besuchen er und sein Team die Pflanzen mindestens sechsmal: zum Austrieb, Anheften, während der Blüte, zum Entspitzen, Ausbrechen und schließlich zur Ernte.

Stadtwinzer Thomas Eichert am Chlodwigplatz in der Kölner Innenstadt
Stadtwinzer Thomas Eichert // Foto: Judith Levold

Keltern im Keller

Nach der Ernte wird gepresst, dann geht es dann in den Keller, wo die Maische bzw. der Most zu gären beginnen können. Hier hat die Hefe genug Zeit, den Zucker aus dem Traubensaft in Alkohol umzuwandeln.

Ein kleines Stück Weinbau mitten in der Stadt, das zeigt, wie Urban Winemaking heute funktioniert – und dass Kölns Fassaden längst nicht nur der Architektur dienen, sondern auch Trauben reifen lassen können.

Der 'Weinberg' in der Kölner Innenstadt

Stadtwinzer Thomas Eichert in Aktion. Seit 2018 bewirtschaftet er am Chlodwigplatz im Kölner Süden den Weinhügel an der Severinstorbug, der, wie er sagt: 'Einzige mit U-Bahn-Anschluss. Die Hangneigung setzt sich an der Rolltreppe fort'.



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