ms - april 2024

Billig-Bordeaux in Supermärkten

Dumpingpreise erzürnen die französischen Weinbauern

In den Regalen der Supermärkte sind Bordeauxweine zu Preisen von 1,99 Euro bei Aldi, 1,89 Euro bei Lidl und Leclerc und sogar für nur 1,66 Euro bei Carrefour zu finden. Die Niedrigpreise haben die Weinerzeuger im Südwesten Frankreichs aufgebracht und werden auch in den Medien, sowohl in Frankreich als in Deutschland, zunehmend thematisiert.

Kritik an den Dumpingpreisen

Bordeaux als Inbegriff des französischen Premiumweins wird für Dumpingpreise verhökert, so die Klage, die man derzeit in Presse und Fernsehen wiederfindet. Die Gewerkschaften kritisieren die Billigpreise heftig. Ihrer Ansicht nach reflektieren sie nicht angemessen die 'wirtschaftliche, soziale und ökologische Leistung der Weinbauunternehmen', beklagt ein Protest-Kollektiv. „Eine Flasche Bordeaux für unter 3 Euro entlohnt den Erzeuger nicht“, wird es auf dem französischen Portal Viti zitiert. Sie fordern eine faire Vergütung, die die Produktionskosten berücksichtigt, wie es das sogenannte Egalim-Gesetz vorsieht, eine automatische Preisanpassung bei steigenden Kosten von Agrarrohstoffen. Aber dies wurde überhaupt erst zwei mal gerichtlich durchgesetzt.

Bordeaux zu Schleuderpreisen
Bild von Karl Oss Von Eeja auf Pixabay

Allgemeiner Kosumrückgang und Überproduktion bei Wein

Die Region Bordeaux wird durch den weltweiten Absatz- und Konsumrückgang besonders hart getroffen. Gegen die Überproduktion wurden bereits staatliche und europäische Subventionsmittel zur Rodung von rund 10 Prozent der Weinbaufläche des Gebiets zur Verfügung gestellt. Die Preise für generische Bordeaux-Rotweine befinden sich im Sinkflug, auch wenn der Durchschnittspreis noch nicht die Untergrenze der 'Krisendestillations-Kompensationszahlung' in Höhe von 75 Cent/Liter erreicht hat.

Nun ist es ja nicht so, dass lediglich französische Weine betroffen sind. Viele Supermärkte, Discounter und andere Händler führen sehr billige Weine im Sortiment, die aus vielen, meist europäischen Ländern stammen und sich aus Rot-, Rosé- und Weißweinen bis hin zu Schaumweinen, Prosecci etc. rekrutieren.

Handel unter Druck durch Absatz-Einbußen

Die Lage hat auch in Deutschland Auswirkungen, wo der Handel auf den rückläufigen Absatz mit erneuten Preissenkungen reagiert. Beispielsweise ist eine rheinhessische Grauburgunder-Rivaner-Cuvée der Edeka-Eigenmarke Wein-Genuss derzeit für 1,99 Euro pro Flasche erhältlich. Diese niedrigen Preise führen zu gemischten Reaktionen unter deutschen Weinerzeugern und setzen die Branche weiter unter Druck.

Trotz der Bemühungen der Gewerkschaften und staatlichen Interventionen bleiben die Herausforderungen für die Weinindustrie bestehen. Eine ausgewogene Lösung, die die Interessen der Erzeuger und der Verbraucher berücksichtigt, bleibt dringend erforderlich.



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